Sonntag, 7. Oktober 2007

RESTEK DVB-S-TUNER

Eine Idee für ein nicht ganz preisgünstiges Weihnachtsgeschenk

High-End-Radio aus dem Orbit Ein Tuner von Restek für den digitalen Satellitenempfang / Elektronische Edelware zur hochwertigen HiFi-Anlage

In feinsten HiFi-Anlagen von anno dazumal gehörte der Radio-Tuner zu den wichtigsten Bausteinen. Audiophile diskutierten in den einschlägigen Fachmagazinen seitenlang über den optimalen Kompromiss zwischen wünschenswerter Trennschärfe und verzerrungsarmem Wohlklang, Konstrukteurs-Koryphäen wie der UKW-Papst Reinhard Wieschhoff van Rijn genossen Kultstatus.
Heute hat das Radiohören etwas vergleichsweise Profanes; wir tun es im Auto, in der Küche und sogar unter der Dusche. Aber zum genussvollen Lauschen greifen wir doch lieber zum Tonträger. Schade eigentlich – und seit zwei Jahren auch gar nicht mehr gerechtfertigt: Im September 2005 stellte die ARD sämtliche Hörfunksender in digitale Kanäle der Satellitenflotte Astra; seither melden sich all diese Stationen mit bis zu 320 Kilobit je Sekunde nach dem Übertragungsstandard DVB-S aus dem Orbit, nach derselben Übertragungsnorm also, die uns auch die digitalen Fernsehprogramme ins Wohnzimmer bringt. Damit erreichen die Radioprogramme eine Qualität, die sich nicht länger hinter den Klängen der CD verstecken muss. Mehr noch: der WDR und der Bayerische Rundfunk übertragen regelmäßig ihre klassischen Konzert-Highlights im 5.1-Mehrkanalton Dolby Digital. Wer mag, holt sich damit über die Heimkino-Anlage buchstäblich die Konzertarena oder das Aufnahmestudio in die eigenen vier Wände. Und weil ganz Europa mittlerweile die DVB-Kanäle für den Hörfunk nutzt, tummeln sich dort Hunderte Radiostationen jeglicher Provenienz.
Bisher allerdings mussten Radio-Genießer eine der Großserien-Settop-Boxen für digitales Fernsehen als Radio-Empfangsbaustein nutzen – keine ideale Lösung für HiFi-Gourmets. Denn den preisgünstigen Digitalschachteln für Bild und Ton fehlt nicht nur der seriöse Auftritt, den die Gesellschaft hochklassiger HiFi-Komponenten eigentlich verlangt, sondern ihnen fehlen auch jene Zutaten, mit denen sich High-End-Geräte von Alltags-HiFi akustisch absetzen.
Was also liegt da näher, als endlich einmal einen Satellitentuner zu bauen, der sich nur um hehre Klänge kümmert – dies aber mit einer Akribie, die jedes HiFi-Ensemble adelt? Nicht nur wir haben uns diese Frage immer wieder gestellt; auch Burckhardt Schwäbe tat es, Insidern noch bekannt als Inspirator der HiFi-Baureihe Fine Arts von Grundig. Einen passenden Partner fand Schwäbe schließlich in Adrianus Elschot, Chef der hessischen High-End-Schmiede Restek.
Der ließ seine Ingeniere sofort auf das Projekt los, und nach gerade einmal einem halben Jahr Entwicklungszeit präsentierten die Herren einen auf den Namen Mini Sat getauften Tuner, der mit dicker Frontplatte und einem Einsatzgewicht von fast vier Kilogramm signalisiert: Hier tritt elektronische Edelware an. Besonders schwer wiegt in dem zierlichen Baustein der kräftige Ringkern-Transformator. Der sorgt nicht nur für reichliche Stromreserven für die in dieser Hinsicht anspruchsvollen analogen Ausgangsstufen; er arbeitet auch mit geringeren Stör-Emissionen als die winzigen Trafos in den leichteren, modernen Schaltnetzteilen.
Ein weiteres wichtiges Konstruktionsdetail: Spezielle Baugruppen sorgen für eine galvanische Trennung der Satelliten-Eingangsstufe vom Rest der Signalverarbeitung. So vermeidet der Tuner lästige Brummstörungen, die bei einfachen Geräten immer dann auftreten, wenn es zwischen Empfänger und Antennenanlage elektrische Potentialunterschiede gibt – durchaus kein seltenes Phänomen.
Fortgeschrittene Digital-Adepten dürften sich noch für eine weitere Besonderheit erwärmen: Die Audio-Signalverarbeitung des Restek-Tuners erlaubt das sogenannte Upskaling: Wer mag, kann das Bitraster des Tons nahezu beliebig verfeinern – bis hin zur Abtastrate 192 Kilohertz und zu 24-Bit-Auflösung. Das kann den Klang, speziell mit externen Digital-Analog-Wandlern, durchaus noch einmal um eine Nuance veredeln.
Die Installation des Geräts geht flott von der Hand: Ein Antennenkabel stellt die Verbindung zur Satellitenschüssel her, ein Cinch-Kabel nimmt Kontakt mit dem Verstärker auf. Als Alternative sind auch digitale Tonverbindungen möglich; ein elektrischer und ein optischer Ausgang halten sich für den Datentransfer bereit. Fertig verkabelt, kann der kleine Restek sofort loslegen: Einschalten und mit dem Drehknopf auf der Frontplatte den gewünschten Sender auswählen, das ist alles, was das Gerät an Vorarbeiten verlangt, denn die Standard-Konfigurationen für den Astra-Empfang sind bereits ab Werk programmiert. Der Sendername erscheint, wie in der digitalen Radiowelt üblich, als Klartext auf dem Display, ebenso wie Texte, die als Zusatzinformationen ausgestrahlt werden.
Natürlich kann man später, auch mit Hilfe der Fernbedienung, eine Fülle zusätzlicher Justage-Arbeiten vornehmen. So warten zum Beispiel 99 Stationsspeicher darauf, sich die Lieblingsstationen des Hörers zu merken, und die Digitalausgänge lassen sich speziell für die Surround-Ausgabe einstellen – um nur einige der vielen Optionen zu nennen.
Der Klang des zierlichen Restek hat uns schlicht begeistert. Dass digitales Astra-Radio wesentlich transparenter, detailreicher, dynamischer und kräftiger klingt als UKW-Ausstrahlungen, ist uns aus alltäglicher Hörerfahrung längst bekannt. Wir sind andererseits hinlänglich vertraut mit dem Phänomen, dass auch die gelegentlichen Sünden der Hörfunk-Tonmeister, also der Einsatz von Kompressoren und anderer Klangverderber, via Digitalfunk noch deutlicher zutage treten – leider. Der Restek aber zeigt: Alles Gute aus dem Orbit kann noch gandioser tönen, plastischer, mit noch klarer konturierten Bässen und mit filigranerer Feinzeichnung. Keine der Großserien-Settop-Boxen für digitales Fernsehen reicht an dieses Niveau heran. Das rechtfertigt selbst die stolze Preisdifferenz: Um 990 Euro verlangt der Restek-Händler für den ersten echten High-End-Tuner des Digitalzeitalters. WOLFGANG TUNZE
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.09.2007 Seite T2

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