Zum Tode Willy DeVilles
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Willy deVille 1953 - 2009
07. August 2009 Es mag auch an seinem Äußeren gelegen haben, dass Willy DeVille nicht von allen ernstgenommen wurde. Der zeitlebens strizzihaft-dürre Kerl war dem Dunstkreis des Punk entstiegen und spielte klassisch-modernen Rhythm&Blues. Mit seiner Band Mink DeVille verbreitete er ein Jahrzehnt lang Eckensteherromantik in der Tradtion des Drifters-Soul. Die Platten "Cabretta" (mit den Hits "Spanish Stroll" und "Cadillac Walk") sowie "Return To Magenta" atmeten eine Romantizität, die von dem bisweilen knochenharten Rock nicht etwa erdrückt wurde, sondern erst recht hervortrat.
In einem versierten, aber ständig wechselnden Bandensemble lebte sich Willy De Ville mit einer fast unverschämten Grandezza und Schmierigkeit aus, die seine stimmlichen Leistungen bisweilen in den Hintergrund drängten. Aber niemand kam ihm im weißen Lager gleich, wenn er auf Balladen wie "Guardian Angel" und vor allem "That World Outside" erst Luft holte und dann delikate Seufzer ausstieß. Auch im mittleren Tempo konnte kaum einer bei ihm mithalten. Nicht weniger überzeugend war er schließlich als schnörkelloser, fauchender Rocksänger.
Bis zuletzt bewies Willy DeVille jene Nehmerqualitäten
Und dies alles dank einer Stimme, die aggressiv und schneidend, zärtlich und einschmeichelnd, stolz und klagend sein konnte, aber des Guten nie zu viel tat. Diese Ökonomie, die Weigerung, gesangliches overacting zu betreiben, machte Willy DeVilles Einzigartigkeit aus. Hinzu kam das in seinem Fall absolut glaubwürdige, jede Warnung vor Lächerlichkeit in den Wind schlagende Posieren in Rollen, die man längst überholt glaubte oder die dem Publikum sonst nur noch in ironisch-travestierter Form zugemutet wurde. Willy DeVille war wirklich der schmachtende Liebhaber und Angeber mit hochtoupiertem Haar und Goldzahn.
Unter dem Ausbleiben von Massenakzeptanz litt Willy DeVille auch während seiner Solokarriere, in der er nach schwächerem Start auf den Alben "Loup Garou" (1995) und "A Horse Of A Different Color" (1999) wieder sein altes Format zeigte. Wer das Glück hatte, ihn in jener Zeit auf der Bühne zu erleben, wird einen so großspurigen wie dünnhäutigen, bis in die letzten Nerven hinein angespannten und quasi jederzeit zum Tigersprung bereiten Musiker voller Hingabe und Professionalität in Erinnerung haben.
Der ganz große Erfolg blieb trotzdem aus. Aber bis zuletzt bewies Willy DeVille jene Nehmerqualitäten, die er an seinem Filmvorbild Silvester Stallone immer so bewundert hat. In der Nacht zum vergangenen Freitag ist William Borsay, wie er eigentlich hieß, in einem New Yorker Krankenhaus im Alter von achtundfünfzig Jahren gestorben.
Text: FAZ.NET
Bildmaterial: Michael Kretzer