Sonntag, 13. Dezember 2009

Nur der Wind trocknet die Wäsche gratis


 


 

Wäschetrockner ersparen das mühsame Auf- und Abhängen der Wäsche. Sie machen Handtücher und Unterwäsche ohne Weichspüler flauschig, gelten aber als Energiefresser, die der Umwelt schaden. Stimmt das? Von Georg Küffner

Wäschetrockner sind schädliche Energiefresser. Das ist schnell gesagt. Ohne sich je in die Niederungen der Thermodynamik eingearbeitet zu haben, und das wäre für ein fundiertes Urteil wichtig, tragen viele Zeitgenossen diese Meinung immer wieder vor. Und es kommt noch doller: Zu Beginn der neunziger Jahre war der Widerstand gegen diese oft als völlig unnötig eingestufte Technik (Wäsche trocknet ja von selbst) so groß, dass man die Geräte ganz verbieten wollte.

Dass es anders kam, liegt weniger an der Lobbymacht der Hersteller und mehr an den überzeugenden Fakten. Denn wie eine Studie des Öko-Instituts belegt, frisst die auf dem Gestell im Arbeitszimmer aufgehängte Wäsche nicht mehr und nicht weniger Energie als die einem Mittelklasse-Wäschetrockner anvertraute. Denn die beim Trocknen in der Wohnung anfallende Verdunstungskälte muss durch mehr Heizaufwand ausgeglichen werden, andernfalls würde die Raumtemperatur merklich sinken. Zudem muss man die Feuchtigkeit aus der Wäsche durch intensives Lüften aus dem Haus bringen, wenn man sich keinen Schimmel einfangen will. Auch dafür braucht man Heizwärme.

Damit steht fest: Wäschetrocknen kostet Geld. Und wenn man sie im Garten aufhängt, was nicht immer möglich ist, kostet sie zumindest Zeit und Aufwand. Daher greifen auch überzeugte Lufttrockner im Winter gern auf den Trockenapparat zurück. So ein Gerät ist in den Apartmenthäusern großer Städte unentbehrlich, da vielerorts das Wäschetrocknen auf dem Balkon verboten ist oder äußerst ungern gesehen wird. Außerdem werden sogenannte Trockenböden und professionell ausgestattete Waschküchen in Neubauten kaum noch installiert.

Nicht viel anders ist die Lage in den Vereinigten Staaten. Hier ist in einigen Gegenden das Maschinentrocknen als allein akzeptiertes Vorgehen in Gesetzen, Verordnungen und Mietverträgen festgeschrieben. Wäscheleinen seien hässlich und minderten den Wert einer Immobilie deutlich, wird argumentiert. Im Zuge eines wachsenden Ökobewusstseins sehen das immer mehr Amerikaner anders und beharren auf ihrem "right to dry". So hat sich, wie der "Boston Globe" schreibt, mit dem "Project Laundry List" (www.laundrylist.org) eine ernstzunehmende Bürgerbewegung etabliert, die dem Naturtrocknen und damit der Wäscheleine ein rundum positives Image verpassen will. Ein hehres Ziel, das nur zu erreichen ist, wenn anders als bisher in den einschlägigen Geschäften auch Wäscheleinen und -ständer zu kaufen sind. Mehrere Unternehmen bedienen mittlerweile diesen Markt: Etwa die Vermont Clothesline Company (www.smartdrying.com), die für 195 Dollar den Ständer "Summer Breeze" anbietet. Das sind zwei rustikale hölzerne T-Stützen, die man im Garten einbuddelt und dazwischen mehrere parallele Leinen spannt.

Doch bei aller Euphorie für das Lufttrocknen, für das Gros der Amerikaner ist und bleibt der Wäschetrockner im Haus unentbehrlich. Rund 88 Prozent aller Haushalte nutzen ihn und verantworten damit einen Anteil am privaten Stromverbrauch von 5,8 Prozent. Deutlich mehr Energie wird im Haushalt für das Kühlen von Speisen und Getränken benötigt. Das ist in Deutschland (mit einem Anteil für Kühl- und Gefriergeräte von 24 Prozent) nicht anders. Auch hier zählt der Wäschetrockner nicht zu den größten Stromverbrauchern, wobei sich, je nach Energieeffizienzklasse des Geräts und Nutzerverhalten, die Stromrechnung für das Wäschetrocknen jedoch durchaus auf 150 bis 200 Euro im Jahr addieren kann.

Wie nicht anders zu erwarten, ist dafür weniger der Antrieb für die Edelstahltrommel verantwortlich, die sich während des Trockenprozesses dreht und dabei die Wäsche verwirbelt, sondern die Heizung der Geräte. Sie muss die Hauptarbeit leisten, und zwar um somehr, je größer der Wasseranteil in der Schleuderwäsche ist. Damit verteuern vor allem schwache Schleuderleistungen das Maschinentrocknen: Nach einem 1000/min-Schleudergang stecken in fünf Kilogramm Frottierhandtüchern noch rund 3,5 Liter Wasser – eine ganze Menge. Läuft die Schleuder auf höheren Touren, reduzieren sich der Feuchteanteil und damit der Energiehunger des Trockners deutlich. So vermindert ein Schleudergang mit 1400 Touren den Stromverbrauch beim anschließenden Trocknen um rund 15 Prozent. Und wer es genau wissen will: Um einen Liter Wasser aus der Wäsche zu treiben (bei 23 Grad Raumtemperatur und einer Luftfeuchte von über 50 Prozent), werden exakt 0,97 kWh benötigt.

In Kenntnis dieser Zusammenhänge weisen die Trocknerhersteller stets auf die Wichtigkeit des kraftvollen Schleuderns hin, arbeiten aber weiter daran, den Energieverbrauch ihrer Geräte zu senken. Das wäre gar kein Hexenwerk, würde man nicht die Zusage machen, dass man die getrocknete Wäsche bereits nach zwei Stunden dem Gerät entnehmen könne. Längere Trocknungszeiten, verbunden mit niedrigeren Lufttemperaturen, würden den Strombedarf deutlich reduzieren. Die in Skandinavien weitverbreiteten Trockenkammern arbeiten nach diesem Prinzip. Man hängt die nasse Wäsche auf Kleiderbügeln hinein, ventiliert Luft zu und wartet.

Wer es schneller haben will, der wählt heute in der Regel zwischen einem Abluft- und einem Kondenstrockner, wobei der erstgenannte Typ nur zu betreiben ist, wenn man den zwingend notwendigen Abluftschlauch ins Freie leiten kann. Die energetische Bewertung dieser Geräte fällt schwer, denn sie holen die Prozessluft aus dem Raum und pusten sie nach draußen: Im Sommer wird so kostenlose Sonnenenergie genutzt, während man im Winter teure (Raum-)Heizenergie verbrät. Und ganz wichtig: Die zugefeuerte Energie wird an die Umgebung abgegeben und ist verloren.

Das ist beim Kondenstrockner anders. Hier werden rund 80 Prozent der eingesetzten Heizleistung als Wärme an den Raum abgegeben, so dass diese Geräte wie Heizöfen wirken. Die Aufstellräume müssen entsprechend groß dimensioniert sein. Trotz dieses Vorzugs liegt der Energieverbrauch durchschnittlich etwa 15 Prozent über dem eines Ablufttrockners. Richtig Freude an diesen Trocknern hat nur, wer sich ein gut gekapseltes und damit "luftdichtes" Gerät kauft. Denn nur das schafft es, mehr als 90 Prozent der in der Trommel aufgenommenen Feuchtigkeit zu kondensieren. Ältere und nicht all zu hochwertige Geräte kommen nicht auf diesen Wert. Sie entlassen einen Großteil der Feuchtigkeit zusammen mit der Warmluft in den Raum, was in dieser Kombination besonders an Sommertagen überaus störend sein kann.

Deutlich weniger Energie benötigen die seit wenigen Jahren angebotenen Wärmepumpentrockner, die mittlerweile alle Hersteller (bis auf Whirlpool) im Programm haben. Sie ziehen 40 bis 50 Prozent weniger Strom als Abluft- oder Kondenstrockner, sind dafür in der Anschaffung aber rund 200 Euro teurer als die besten klassischen Modelle. Für den höheren Preis ist jedoch nur zum Teil der größere apparative Aufwand verantwortlich. Entscheidend ist, dass man bei den Bauteilen nicht auf eigens für Wäschetrockner konzipierte Komponenten zurückgreifen kann, sondern sich – etwa beim Kompressor – mit Standardprodukten begnügen muss, die Abstriche bei der Optimierung notwendig machen. Und so funktionieren die Pumptrockner: Der heiße Teil der Wärmepumpe heizt die Zuluft auf, während der kalte Teil der Pumpe die Feuchtigkeit der Abluft kondensiert. Wärme und (Trocken-)Luft können so im Kreislauf geführt werden, was in dieser Kombination den Vorzug dieser Technik ausmacht.

Ähnlich günstige Energiebilanzen wie mit (elektrisch betriebenen) Wärmepumpengeräten lassen sich mit den in Deutschland weitgehend unbekannten Erdgastrocknern erreichen. Während in Nordamerika 20 Prozent aller Geräte ihre Trockenwärme aus einer Gasflamme beziehen, werden hierzulande gerade mal rund 400 Gasgeräte im Jahr verkauft. Und es gibt nur noch einen Anbieter. Nachdem Miele aus dem Markt für gasbetriebene Haushaltstrockner ausgestiegen ist und lediglich noch Gas-Gewerbemaschinen herstellt, können energiebewusste Haushälter zwischen zwei Modellen (zeit- und sensorgesteuert) des englischen Anbieters Crosslee wählen, die über die AG Gastechnik GmbH in Olbernhau vertrieben werden.

Der Grund für das günstige Abschneiden der Gastrockner ist schnell erklärt: Es werden die nicht unerheblichen Wandlungs- und Transportverluste der Stromproduktion vermieden. Der (Primär-) Energieverbrauch und auch der CO2-Ausstoß liegen dadurch um rund 50 Prozent unter denen konventioneller Elektrotrockner. Und das Aufstellen und Anschließen der Geräte sind einfacher als vielfach vermutet, gibt es doch längst Gassteckdosen, die sich so einfach wie Stromdosen bedienen lassen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29.09.2009 Seite T1


 

Trocknen mit Gas und (elektrisch betriebener) Wärmepumpe

Den Markt der Wäschetrockner dominieren die Abluft- und Kondensgeräte. Doch es gibt Alternativen. Vor allem in Nordamerika spielen gasbefeuerte Maschinen eine wichtige Rolle, haben sie doch den Vorteil, direkt auf einen Primärenergieträger zugreifen zu können. Wandlungs- und Transportverluste wie bei der Stromproduktion werden vermieden. Über genormte Gassteckdosen können die Geräte wie konventionelle Trockner "angeschlossen" werden. Energetisch mustergültig arbeiten auch Wärmepumpentrockner: Der heiße Teil der Wärmepumpe (Verflüssiger) heizt die Zuluft auf, während der kalte Teil (Verdampfer) die Feuchtigkeit der Abluft kondensiert. Wärme und (Trocken-) Luft werden im Kreislauf geführt, was den Vorzug dieser Technik ausmacht. (kff.)

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29.09.2009 Seite T1